Seit September 2015 gibt es das offizielle 7 Zoll Touchscreen Modul für den Raspberry Pi. Nachdem ich es einige Zeit unter verschiedenen Anwendungen getestet habe und auch einen FAQ-Thread zusammengestellt habe, fasse ich in diesem Artikel meine gewonnenen Eindrücke sowie die Vor- und Nachteile des Displays zusammen.
Spezifikationen
Touchscreen Typ: | Kapazitiver Touch (10 Finger Multitouch) |
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Abmessungen (Display): | 7 Zoll, 155mm x 86mm (mit Rand: 194mm x 110mm x 20mm) |
Anschluss: | DSI-Port (Display Serial Interface) |
Stromversorgung: | 5V MicroUSB oder über die GPIOs |
Auflösung: | 800 x 480px @60Hz |
Zubehör inkl.: | 7″ Touchscreen Display, Adapter Board, DSI Ribbon cable, 4 x Befestigunsschrauben und Schrauben, 4 x Jumper Kabel |
Preis: | ab ca. 79€ in Deutschland (inkl. Versand und Steuern) |
Das Display kommt mit allem nötigen (Adapter Platine, DSI Kabel, etc.) und ist sehr gut verpackt, sodass auch beim Versand nichts schief gehen kann.
Mit seinen 7 Zoll ist das Display in einem guten Bereich – groß genug, um GUI Anwendungen bedienen zu können, aber dennoch stromsparend (350-390mA bei 5V). Was mir sehr gut gefallen hat, ist, dass alles ohne kompliziertes Treiber laden und initialisieren funktioniert hat. Anfangs war ich skeptisch, da keine Kalibrierung nötig war, aber wie sich heraus stellte, ist die Toucherkennung erstaunlich genau, sogar genauer als mein resistiver Touchscreen mit Kalibrierung.
Stutzig war ich auch bezüglich der meines Erachtens geringen Auflösung von 800×480 Pixeln. Da 720p und teilweise FullHD Videos auf dem Pi abspielbar sind hätte ich hier mehr erwartet, aber in der Praxis wirkte sich das weniger aus, als ich vermutet habe. Nachdem ich das Display nun einige Zeit getestet habe (und mich evtl. auch an die Auflösung gewöhnt habe), finde ich es nicht mehr so störend, wie anfangs angenommen. Andererseits ist das wohl auch dem Preis zum Opfer gefallen – die Raspberry Pi Foundation stellt möglichst erschwingliche Geräte her, wobei manchmal Kompromisse eingegangen werden müssen (wie z.B. beim Raspberry Pi Zero).
Im Vergleich kosten teilweise ähnliche Displays zwar etwas weniger, aber davon haben fast alle keinen kapazitiven Touch. Außerdem belegen alle anderen Displays viele GPIOs und/oder den HDMI Anschluss. Mit dem offiziellen 7″ Display ist es möglich, ein weiteres Display zu verbinden.
Einsatzmöglichkeiten
Wer mit dem Gedanken spielt oder sich bereits ein solches Display gekauft hat, wird höchstwahrscheinlich schon ein Projekt im Kopf haben, für welches er es verwenden will. Ich sehe das Display vor allem für folgende Projekte gut geeignet:
Car PC
Ich spielte schon länger mit dem Gedanken einen CarPC zu bauen, doch war bisher vor allem aufgrund der Displays skeptisch. Zum einen brauchen die meisten anderen guten 7″ Touchscreens, welche kompatibel sind, mindestens 12V. Ich habe vor ein Modul zu bauen, welches entweder per Zigarettenanzünder-USB betrieben werden kann oder in den Radioschacht eingebaut wird. Nun, mit diesem Display werde ich es wohl einen Car-PC in nächster Zeit umsetzen.
Panel für Hausautomatisierung
Der bisherige Einsatzort meines Displays ist als Panel für meine Funksteckdosen, Überwachungskamera, Infrarot-Schranken, etc. Dazu habe ich mit Python eine GUI geschrieben, welche meine Eingaben annimmt und entsprechende Befehle/Skripte ausführt (GUI Tutorial folgt bald). Damit das Display nicht dauerhaft Strom zieht, habe ich darüber einen Bewegungsmelder angebracht, womit das Display angeschaltet wird, sobald sich jemand dem Panel nähert.
Sollte hierzu ein genaues Tutorial gewünscht sein, schreibt es bitte in die Kommentare, ansonsten können die Funktionen dazu u.a. in den FAQ und diesem Artikel nachgelesen werden.
Tablet-Pi
Ein weiteres interessantes Projekt, welches in gefunden habe ist der Raspberry Pi als Tablet. Dazu kann man sich ein 3D Model downloaden und mit einem 3D Drucker drucken lassen. Daneben braucht man noch ein Flex-Kabel, einen PowerBoost und einen Li-Polymer Akku.
Ich habe dieses Projekt bisher nicht selbst ausprobiert, aber werde das wohl in Zukunft tun. Für diejenigen, die es interessiert ist hier noch ein Video:
Vor- und Nachteile im Überblick
Wie anfangs erwähnt hat der Touchscreen einige sehr positive Aspekte, aber auch einige, die gegen das Display sprechen, welche ich nochmals kurz stichwortartig zusammenfasse, damit jeder ggf. selbst entscheiden kann, ob dieses Display für die eigenen Projekte und Ideen geeignet ist:
- Pro:Keine Kalibrierung oder externe Treibe notwendig – anschließen und loslegen.
- Pro: 10 Finger kapazitiver Multi-Touch, der weitaus genauer als resisitiver Touch ist.
- Pro: Größerer Support als für Displays von Dritt-Anbietern.
- Pro: Sehr weiter Blickwinkel (60° bzw. 70° in alle Richtungen)
- Pro: Externe 5V Stromversorgung nicht (unbedingt) nötig – einfach über die GPIOs mit Strom versorgen.
- Neutral: Preis ungefähr gleich bzw. etwas höher als vergleichbare Displays.
- Kontra: Die Auflösung beträgt nur 800×480 Pixel.
- Kontra: Helligkeit (bisher) nicht einstellbar – lediglich Hintergrundbeleuchtung an/ausschaltbar.
- Kontra: Breiterer Rand als andere Modelle.
Fazit
Für einige meiner Anwendungen war das DSI Kabel zu kurz, aber glücklicherweise kann ein längeres (50cm) nachgekauft werden oder z.B. das längere Ribbon Kabel des
Raspberry Pi Kamera Moduls verwendet werden.
Ich nehme an, dass in Zukunft verstärkt Anwendungen für den Pi erscheinen werden, die vom 10-Finger Touch des Displays Gebrauch machen und es auch dadurch auch einfacher werden sollte Antworten zu bestimmten Problemen des Displays zu finden, als bisher, wo man erst einmal Glück haben und eine Hilfestellung zu exakt seinem Touchscreen Modell finden musste.
Alles in allem kann ich sagen, dass ich in der Zeit, in der ich es getestet habe, sehr zufrieden gewesen bin.
Was haltet ihr vom 7″ RPi Touchscreen Modul und welche Projekte habt ihr damit vor?
18 Kommentare
Vielen Dank für den ausführlichen Test, dessen Ergebnisse ich weitgehend teile.
Lediglich bei der relativ geringen Auflösung finde ich es sehr nachteilig, dass ausgerechnet die Arduino- oder Fritzing-IDE zu groß für das Display sind; so fehlen immer irgendwelche wichtigen Schaltflächen. Für derartige Anwendungen ist es also kaum geeignet, was ich sehr schade finde. Remote (VNC, etc) ist da nur ein schwacher Trost.
Ja das stimmt, bei manchen nativen Anwendungen hatte ich diese Probleme auch. Ich denke es ist hier entscheidend, für welche Anwendung man es braucht, da ich bisher kein kompatibles Display gefunden habe, welches nicht mindestens einen Nachteil hat. Zurzeit bin ich auf der Suche, ob man das Problem durch ein zoom-out der nativen Anwendungen lösen könnte, falls ich etwas finde werde ich es hier aktualisieren: Tipps & Tricks (FAQ) zum offiziellen 7″ Raspberry Pi Touchscreen
Na ja, mit dem ein-/ausschalten klapt es auch nicht immer, da der Bildschirm nach dem Einschalten oftmals nur weiß bleibt. Heißt, der Bildschirm wird nicht neu aufgebaut. Schlecht wenn Kodi läuft
Mit ein- und ausschalten der Hintergrundbeleuchtung hatte ich in keinem meiner Tests Probleme. Wenn du allerdings das Display von der Stromversorgung trennst muss der Pi erst neugestartet werden, da das Display initialisiert werden muss. Wird die Stromversorgung getrennt bleibt es bis zum Neustart weiß, daher denke ich, dass du nicht die Hintergrundbeleuchtung ausgeschaltet hast (per Software), sondern die Stromversorgung gekappt.
Bei Projekten, für die man I/O-Ports benötigt, kann ich den Einsatz des Pi verstehen. Aber ein Pi-Display plus Pi plus Gehäuse kosten mehr als ein Billig-Tablett. Wo also liegen die Vorteile, dann trotzdem einen Pi und nicht ein auf Linux umgerüstetes „Volkstablett“n o.ä. zu benutzen?
Hallo Tom,
naja, zum einen gibt es kaum Linux Tablets. Zum anderen sehe ich es vor allem als Spielerei (die aber leistungsstärker als die meisten Billigtablets ist). Ich würde niemandem der ein reines Tablet haben will zu dem Pi + Display raten. Allerdings wer ein Raspberry Pi hat und daraus (auch mal) ein Tablet basteln will, der wird daran seine Freude finden.
Das Display ist meiner Meinung nach recht teuer und könnte besser beleuchtet sein, dafür funktioniert es problemlos und es macht spass den Raspberry Pi via Touch bedienen zu können.
Ein einfaches Tablet ist Billiger,strom sparender, flacher und sieht schicker aus an der wand..
Mit ner Websteuerung die man auch fürs handy nutzen kann erschlag ich 2 Fliegen mit einer klappe… Also für mich mehr n bastel Projekt für Schulen..
Wenn du es als Enternainment Tablet nutzen willst ist das wohl das falsche für dich. Wenn du allerdings Spaß am Basteln hast, etwas neues ausprobieren und dabei lernen willst, ist es doch ein nettes Projekt.
Hallo,
würde mich über ein genaueres Tutorial für ein Panel das zur Hausautomatisierung dient freuen.
MfG
Rik
Ich habe vor das Touchscreen Modul in den kommenden Tutorials (zur Hausautomatisierung) zu nutzen.
Hallo Felix,
gibt es schon ein Tutorial zur Hausautomatisierung?
Leider noch nicht 🙁 Ist eines der großen Projekte, die ich seit längerem plane, aber bisher keine Zeit gefunden habe, es ordentlich (inkl. Tutorials) anzugehen.
Hallo Felix, vielen Dank für Deine Tutorials. Ich habe ein Projekt vor was Du schon verwirklichst hast. Diesbezüglich würde ich gerne mit Dir drüber reden. Ich werde auf Deine Emailadresse meine Daten zusenden und freue mich auf Dein Anruf… bis die Tage…
Hallo Felix,
nach Deinem Bericht hier werde ich es wohl mal testen. Ich plane gerade eine große Modelleisenbahn, die in Teilen (Schattenbahnhof, Hauptstrecke) über mehrere RaspPi voll- bzw. teilautomatisiert werden soll. Dafür habe ich ein passendes Touchpanel gesucht.
Gruß,
Markus
Hi Markus,
evtl. kannst du die Steuerung auch mit einer GUI verbinden: Programmieren lernen am Raspberry Pi – Teil 3: GUI erstellen
Ist es möglich den touch screen und einen Monitor über hdmi gleichzeitig zu betreiben. Bei mir funktioniert entweder der screen oder der Monitor.
Die EMV ist grottenschlecht, hat das niemand gemerkt das dass Display brutalsten störnebel erzeugt einmal komplett durchs spektrum?
Es ist definitiv das Display! Sobald der Raspi das lcd abschaltet ist fast Ruhe auf den Bändern. Das ist enttäuschend da es andere Displays dieser Größe auch schaffen ohne Störungen anderer Geräte.